Social Business, Social Enterprise, Purpose Business, Herzensbusiness, Karma Business – es gibt heute so viele Begriffe für sinnstiftende Businesses, dass es mitunter schwierig ist, sich
a) zurecht zu finden oder
b) als angehende Gründerin richtig zu positionieren.
“Was bin ich denn nun?”, fragen mich Klientinnen dann in meinen Mentorings in der Fearless Heart School und schlagen damit in dieselbe Kerbe. Welche Art von Business willst du kreieren? Es macht Sinn, sich diese Frage vor Entwicklung des Business zu stellen – denn sie wird sich auch maßgeblich auf das Business Modell auswirken.
Wie wirst du dich finanzieren?
Durch Förderungen, Spenden, Stiftungen oder durch unternehmerische Tätigkeiten?
„Gutes tun und Geld verdienen“, dafür gibt es nicht den einen richtigen Weg oder universell gültige Koordinaten. Viel mehr kannst du dir für „Gutes tun und Geld verdienen“ ein Kontinuum vorstellen, auf dessen einem Ende pures „Gutes-tun“ ohne jegliche Gewinnabsicht, und auf dessen anderem Ende „nur Geld verdienen“, ohne jegliche soziale Absicht, steht. Auf diesem Kontinuum haben die unterschiedlichsten Business-Möglichkeiten und -Formen, Schattierungen von „Gutes tun UND Geld verdienen“, Platz, siehe Grafik:
Social Enterprises (Social Entrepreneurship) oder Sozialunternehmen lösen gesellschaftliche, soziale oder ökologische Probleme durch unternehmerische Lösungen. Ihr primärer Zweck ist es, sozialen oder gesellschaftlichen Mehrwert zu stiften. Der monetäre Aspekt ist diesem Grundzweck und -Fokus nachgereiht. Die Philosophie lautet: Impact first – also: gesellschaftlicher Nutzen an erster Stelle. Auf dem Business Spektrum befindet sich das Social Enterprise auf der linken, nicht gewinn-orientierten Seite, was nicht bedeutet, dass generell keine Gewinne erwirtschaftet werden (dürfen) – allerdings werden diese Gewinne im klassischen Social Enterprise nicht ausgeschüttet. Das ist auch explizit in einem der sieben Social Business-Grundsätze von Friedensnobelträge Muhammad Yunus, dem “Vater des Sozialunternehmen-Gedankens”, definiert. Die anderen Grundsätze lauten:
Es darf und soll also sehr wohl Geld verdient werden – jedoch sollen Gewinne immer wieder ins Unternehmen rückfließen (um weiter für das Gute eingesetzt werden zu können). Dass Muhammad Yunus selbst von “Social Business”-Prinzipien spricht, ist natürlich doppelt verwirrend.
Im deutschsprachigen Raum wird das Social Business nämlich als “sozialverantwortliches Unternehmen” tendenziell eher der rechten, gewinnorientierten Seite des Spektrums zugeordnet – auch wenn das Social Business, wie auch das Social Enterprise, durch unternehmerisches Tätigkeiten gesellschaftliche, soziale oder ökologische Probleme lösen will. Purpose Business, Karma Business und Herzensbusiness gehören für mich je nach Ausrichtung und Fokus auch auf die rechten Seite oder liegen ganz außerhalb des Spektrums.
So viel zur Theorie. In der Praxis werden die Begriffe meist wild gemixt, vertauscht und verwendet – immer dann, wenn sich Gutes tun und Sinn stiften mit Geld verdienen bzw. wirtschaftliche Aktivitäten miteinander verbindet.
Meine Meinung? Eine Diskussion über die richtige Namens-Definition geht am Thema und Bedarf vorbei. Ich bin davon überzeugt, dass wir es angesichts der großen globalen Herausforderungen alle guten Unternehmer:innen brauchen – egal ob Social Entrepreneurin, Purpose Entrepreneurin oder Social Business Gründerin. Jede:r einzelne ist von Bedeutung. Die dahinter liegende Intention macht für mich den Hauptunterschied. Aus welchem Motiv wird ein Business gegründet? Auch Online-Coachings mit entsprechender Positionierung sind natürlich als Social Business anzuerkennen.
Das Gros meiner Klientinnen – und ich selbst auch – positioniert sich übrigens irgendwo in der Mitte, zwischen Sozialunternehmen und sozialverantwortlichem Unternehmen. Die Übergänge sind mitunter fließend. Nachfolgende Reflexion kann dir helfen, dich zu positionieren:
To do:
Sollte es dir schwerfallen, dich auf dem Kontinuum zu positionieren, kannst du mit dem nachfolgenden Gedanken das Thema für dich weiter einkreisen und klarer bekommen: wie stark soll Impact in dein Business integriert sein? Je nachdem, was für dich am ehesten zutrifft (nicht-integriert bis voll-integriert), wirst du dich auch auf dem Kontinuum anders positionieren:
Nicht integriert
Der Impact ist völlig unabhängig von der wirtschaftlichen Aktivität. Es gibt keine Verbindung zwischen dem gesellschaftlichen Mehrwert und der Business-Tätigkeit des Unternehmens. Social Message: z.B. für jedes Produkt, das wir verkaufen, pflanzen wir 1 Baum.
Nicht-integrierte Impact-Business-Modelle finden sich auf dem Kontinuum tendenziell eher weiter rechts.
Halb-integriert
Die Business-Tätigkeit erhöht indirekt den Impact. „Beneficiaries” (Begünstigte) sind Teil des Business- Kreislaufs. Z.B. Geschützte Werkstätten: kreieren Impact durch Job-Vergabe an Menschen mit besonderen Bedürfnissen + finanzieren sich durch reguläre Business-Tätigkeit der Werkstätten. Dasselbe gilt für Karmalaya. Wir kreieren Impact durch Reisen, indem wir Reisende speziell in entlegene Communities platzieren und Einheimische fördern, die bis dato wenig vom klassischen Tourismus profitieren. Gleichzeitig haben wir ein reguläres Business-Modell, das sich durch den Verkauf von Reisen trägt.
Halb-integrierte Impact Business-Modelle finden sich eher mittig – zwischen sozialverantwortlichem Unternehmen und Sozialunternehmen.
Voll-integriert
Die wirtschaftliche Aktivität und der soziale Impact sind ident. Je mehr Umsatz generiert wird, desto höher ist automatisch der Social Impact. Kunden und Beneficiaries sind oft gleich. Z.B. Solar-Business. Was verkauft wird (Solar-System) ist direkt mit dem angestrebten Impact verknüpft (Verbreitung von Solarenergie in Afrika) Voll-integrierte Impact-Business-Modelle finden sich auf der linken Seite des Kontinuums wieder.
Übrigens: in meinem brandneuen Buch “Gutes tun und Geld verdienen” findest du 13 ehrliche ehrliche Interviews mit Social UND Purpose Unternehmer:innen. Inspirierende Social Business Konzepte und Erfolgsgeschichten. Der Beweis, dass Gutes tun und Geld verdienen längst kein Widerspruch ist.
Fragen, Anregungen, Gedanken? Schreib im Kommentar.
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